On the Radio: Der Schiele-Fan

Der Streit um die Sammlung des Kabarettisten Fritz Grünbaum. Aus Anlass des 100.Todestages von Egon Schiele

Gestaltung: Ulrike Schmitzer

Im April 2018 fällte der Oberste Gerichtshof von New York ein umstrittenes Urteil: Er sprach den Nachfahren des Kabarettisten und Schauspielers Fritz Grünbaum zwei Werke bildender Kunst zu. Fritz Grünbaum war ein großer Kunstliebhaber, er besaß eine Sammlung mit 400 Werken, 80 davon stammten von Egon Schiele.

Diese Schiele- Sammlung beschäftigt die Gerichte seit mehr als 20 Jahren. Denn Fritz Grünbaum wurde 1938 ins KZ Dachau deportiert, wo er 1941 ermordet wurde. Seine Frau Lilly wurde 1942 in Maly Trostinec umgebracht. Was dann mit seiner Sammlung geschah, darüber streiten die Gerichte bis heute. Haben die Nazis sie geraubt oder war sie bei einer Spedition eingelagert?

Tatsache ist, dass Grünbaums Schwägerin in den 1950er Jahren insgesamt 72 Werke von Egon Schiele verkaufte. Stammten sie aus der Sammlung Grünbaum oder aus ihrer eigenen? War sie zum Verkauf berechtigt?
Der Kunstrückgabebeirat traf im Jahr 2015 eine Entscheidung für die Albertina: Fritz Grünbaums Sammlung wurde nicht entzogen, es handelt sich also nicht um NS-Raubkunst.

Ein Salzburger Nachtstudio von Ulrike Schmitzer über Egon Schiele, dessen Todestag sich am 31.10.2018 zum 100. Mal jährt, und über den Sammler Fritz Grünbaum und seine Erben.

In the News: Gruenbaum Heirs Take on an Art Foundation That Rights Nazi Wrongs

The German Lost Art Foundation operates a database of art likely looted by the Nazis, a list that has earned plaudits for helping to return works taken from Jews during the Holocaust.

But now the foundation is being criticized for removing from public view 63 works by the Austrian Expressionist Egon Schiele, as a result of lobbying by several dealers who specialize in the artist. The dealers contend the works in question were never stolen.

The removal — a rare step — is being challenged by the heirs of a popular Viennese cabaret performer, Fritz Grünbaum, whose sizable art collection, including 81 Schieles, was inventoried by Nazi agents in 1938 after he had been sent to a concentration camp where he died.

20180827 Jewish Heirs Take on an Art Foundation That Rights Nazi Wrongs - The New York Times

 

Looted art remains in US Museum / Naziraubkunst bleibt in US Museum

In the end of July 2018, the final court decision was issued according to which two Cranach paintings stolen by Nazis for the Hermann-Göring-Collection remain in the American Norton Simon Museum and do not have to be returned to the heirs of the Dutch Goudstikker family.

In his lecture from 2015, Ray Dowd – the lawyer of Fritz Grünbaum’s heirs – deals with the problems that victims´ families can expect when making demands on American museums.


Ende Juli 2018 erging die finale Gerichtsentscheidung, wonach – von Nazis für die Sammlung Göring geraubte –  zwei Cranach Bilder im amerikanischen Norton Simon Museum verbleiben und nicht an die Erben der holländischen Familie Goudstikker restituiert werden müssen.

In seinem Vortrag aus dem Jahre 2015 beschäftigt sich Ray Dowd – der Anwalt der Erben von Fritz Grünbaum – mit den zu erwartenden Problemen der Opferfamilien bei Forderungen an amerikanischen Museen.

 

 

Pressespiegel: Schiele-Bilder müssen zurückgegeben werden

Ein Artikel von Hannes Stein für “WELT am Sonntag

Bis heute hängen im Leopoldmuseum und in der Albertina mindestens zehn Schiele-Bilder, die aus Grünbaums Sammlung stammen. Der Staat Österreich weigert sich hartnäckig, sie herauszurücken – jetzt könnte es für ihn juristisch schwierig werden…

…Der österreichische Erbenvertreter Herbert Gruber gab unterdessen zu Protokoll: „Ich bin unendlich traurig, dass nunmehr 80 Jahre nach dem Anschluss die Republik Österreich noch immer von Raubkunst aus der Sammlung Fritz Grünbaum profitiert. Die Erben von Fritz Grünbaum beanspruchen die Aushändigung der geraubten Kunstwerke. Das Gedenkjahr der Republik muss Anlass für Reflexion, aber auch für Sühne sein. Der österreichische Staatsvertrag verpflichtet zur Rückgabe der geraubten Werke.“ Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

https://www.welt.de/kultur/kunst/article175528198/Sammlung-Gruenbaum-Schiele-Bilder-muessen-zurueckgegeben-werden.html

20180417_ Welt_Schiele-Bilder müssen zurückgegeben werden