Year: 2010

2010 09 07 New York Law Journal: Zweites Bundesberufungsgericht will Rechtsstreit über Kunstbesitz nochmals von vorne anfangen (translated articel)

For the original version in English have a look here

Zweites Bundesberufungsgericht will Rechtsstreit über Kunstbesitz nochmals von vorne anfangen

Daniel Wise

New York Law Journal

7.9.2010

Die Erben eines Kunstsammlers, der in einem Konzentrationslager der Nazis ums Leben gekommen ist, haben noch eine Chance erhalten, ihren Anspruch nachzuweisen, dass eine Zeichnung von dem österreichischen Expressionisten Egon Schiele von ihrer Familie gestohlen wurde.

Das 2. US Bundesberufungsgericht hat letzte Woche in Sachen Bakalar v. Vavra, 08-5119-cv, geurteilt, dass sich Richter William H. Pauley (südlicher Bezirk) in der Feststellung des Besitzers des Werkes bei Anwendung von Schweizer Recht im Gegensatz zu New Yorker Recht geirrt hätte.

Der Beschluss des Gremiums annulliert Pauley’s Feststellung, dass David Bakalar (ein amerikanischer Kunstsammler) der rechtmäßige Besitzer von „Woman Seated with Bent Left Leg (Torso)“ [Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie (Torso)] wurde, als er 1963 die Zeichnung von einer New Yorker Kunstgalerie für 4.300 $ kaufte.

Vier Monate zuvor hatte die New Yorker Kunstgalerie die mit schwarzer Kreide und Farbe auf Wasserbasis erstellte Zeichnung von einer Schweizer Kunstgalerie erworben. 2004 hat Bakalar die Zeichnung bei einer durch Sotheby’s in London durchgeführten Auktion für 675.000 $ verkauft.

Sotheby’s legte den Verkauf auf Eis, nachdem die Erben des österreichischen Kunstsammlers und Kabarettisten Franz Friedrich „Fritz“ Grünbaum vorgetreten sind, um ihren Besitzanspruch auf dieses Werk zu erheben. Grünbaum wurde bei seiner Flucht von Wien 1938 von den Nazis festgenommen und ist 1941 in Dachau verstorben.

Die zwei Erben, der tschechische Staatsbürger Milos Vavra und der New Yorker Leon Fischer, haben 2005 zusammen mit Bakalar gegenseitig Prozesse geführt, wobei beide Parteien als rechtsmäßiger Besitzer anerkannt werden wollten.

Bei der Feststellung, Bakalar sei der Besitzer, hat Richter Pauley Schweizer Recht angewendet, wonach Bakalar, als gutgläubiger Käufer nach fünf Jahren den Anspruch auf das Werk erwerben würde, ohne dass irgendein anderer Anspruch geltend gemacht wurde – auch wenn die Zeichnung gestohlen worden wäre.

Bei dieser Frage unterscheidet sich New York Recht sehr: unter keinen Umständen kann ein Dieb irgendein ordnungsgemäßes Eigentumsrecht übertragen und eine Person, dessen Eigentum gestohlen wurde, hat ein höheres Anspruchrecht als ein gutgläubiger Käufer.

In einem Schreiben für das Bundesberufungsgericht kommt Richter Edward R. Korman, vom New Yorker Ostbezirk bestellt, zum Schluss, dass sich Pauley bei der Anwendung von Schweizer Recht auf die falsche Überprüfung verlassen hätte. Das Gremium hat den Fall an Pauley für weitere Verhandlungen zurück verwiesen und, „falls erforderlich, für einen neuen Prozess“.

Korman schrieb noch eine zustimmende Beurteilung, worin er Pauley’s Feststellung in Frage stellt, dass die Grünbaum Erben es versäumt hätten, „irgendwelche konkreten Beweise zu liefern, dass die Zeichnung von den Nazis geplündert wurde“.

Korman schrieb, dass sein Verständnis der Akte eher darauf hinweist, dass Grünbaum „gegen seinen Willen seines Besitzes und Eigentumsrechts [der Zeichnung] beraubt wurde“.

Richter Jose R. Cabranes und Richterin Debra Ann Livingston stimmten Richter Korman’s Haupturteil zu.

Streit über Provenienz

Es wird heiß bestritten, ob die Schiele Zeichnung von den Nazis gestohlen wurde.

Bakalar behauptet, dass Grünbaum’s Schwägerin die Zeichnung 1956 zusammen mit 45 weiteren Schiele Werke an eine Schweizer Kunstgalerie, Galerie Gutekunst, verkauft hätte. Diese Behauptung wird durch Dokumente in den Akten der Schweizer Kunstgalerie unterstützt, welche „vernunftsmäßig unumstritten“ zeigen, dass die Schwägerin Mathilde Lukacs die Verkäuferin war – sagte der Bakalar’s Anwalt, James A. Janowitz, von Pyor Cashman.

Der Anwalt der Erben, Raymond Dowd von Dunnington, Barthlow & Miller, nannte die Behauptungen von Bakalar „eine komplette Erfindung, basierend auf gefälschten Dokumenten“.

Ungefähr vier Monate, nachdem die Galerie Gutekunst die Zeichnung erworben hatte, hat sie diese an die Galerie St. Etienne in New York verkauft, welche diese wiederum sieben Jahre später an Herrn Bakalar verkaufte.

Korman sagte, Pauley hätte überlegen müssen, welcher Gerichtsbezirk das größte Interesse an diesem Fall hatte.

Wie das Berufungsgericht des Staates New York bei verschieden Gelegenheiten erklärt hat, besteht für New York „zwingendes Interesse“ daran, die Integrität des Kunstmarktes zu bewahren. Zum Beispiel, in Guggenheim Foundation v. Lubell, 77 N.Y. 2d 311 (1991), schrieb der ehemalige vorsitzende Richter Sol Wachtler für ein einstimmiges Gericht: „New York genießt seinen internationalen Ruf als überragendes Zentrum der Kultur. Wenn man die Last, gestohlene Kunstwerke zu finden, auf den rechtmäßigen Eigentümer abwälzt…würde dies, glauben wir, den illegalen Handel in Raubkunst fördern.

Im Vergleich, Korman beschreibt das Schweizer Interesse als „dürftig“. Die Anwendung von New York Recht könnte zwar dazu führen, dass die New Yorker die Herkunft des Werkes näher anschauen – was wiederum, überlegt er, „ausländische Kunstverkäufe durch Schweizer Kunstgalerien negativ beeinflussen könnte“.

Bei der Auswahl des anzuwendenden Rechts müsste dieses Schweizer Interesse aber dem „erheblich größeren Interesse“ von New York weichen, den Staat davor zu schützen, „einen Markt für Diebesgut zu werden“.

Zur Frage Bakalar’s Eigentumsrecht bemerkte Korman, dass aus der Akte hervorgeht, dass Grünbaum genötigt wurde, vier Monate, nachdem er von den Nazis festgenommen und in Dachau inhaftiert wurde, eine Vollmacht zu erteilen, wodurch seine Frau Kontrolle über seine Kunstwerke erhielt.

Gemäß §2-403(1) des einheitlichen Handelsgesetzes, das in New York eingeführt wurde, wird der Status als gutgläubiger Käufer nur bei „freiwilliger“ Übertragung des Eigentums verliehen.

Im Fall Grünbaum, lassen die Umstände „stark darauf schließen, dass er die Vollmacht mit vorgehaltener Pistole erteilte“, sagte Korman. Wenn dies stimmte, schrieb er, wäre laut New York Recht „jegliche nachfolgende Übertragung ungültig“.

„Die Andeutung von [Herrn] Bakalar, diese Vollmacht stelle eine freiwillige Übertragung des Eigentums an [Herr Grünbaum’s] Frau dar, ist eine Behauptung, welche er erst noch beweisen muss.“

„Wenn er dies nicht tut“, fügte Korman hinzu, auch wenn Grünbaum’s Frau Elizabeth das Eigentumsrecht ihrer Schwester übertragen hat, um zu vermeiden, dass die Werke in die Hände der Nazis geraten, „konnte sie kein gültiges Eigentumsrecht auf die Kunstwerke übertragen“.

2010 09 07 New York Law Journal: 2nd Circuit Sends Art Ownership Dispute Back to the Drawing Board

Finden Sie die deutsche Übersetzung hier


Austria / Czech Republic / United States

Who really owns a drawing by the Austrian expressionist Egon Schiele?

Daniel Wise

New York Law Journal

September 07, 2010

Egon Schiele, Self Portrait 1914

The heirs of an art collector who perished in a Nazi concentration camp have been given another chance to establish their claim that a drawing by the Austrian expressionist Egon Schiele was stolen from their family.

The 2nd U.S. Circuit Court of Appeals last week ruled in Bakalar v. Vavra, 08-5119-cv, that Southern District Judge William H. Pauley erred in applying Swiss law as opposed to New York law in determining ownership of the work.

The panel’s ruling vacates Pauley’s finding that David Bakalar, an American art collector, became the rightful owner of “Woman Seated with Bent Left Leg (Torso)” when he bought the drawing from a New York gallery in 1963 for $4,300.

The New York gallery had acquired the black crayon and water-based paint drawing four months earlier from a Swiss gallery. In 2004, Bakalar sold the drawing at an auction conducted by Sotheby’s in London for $675,000.

Sotheby’s put the sale on hold after the heirs to Austrian art collector and cabaret performer Franz Friedrich “Fritz” Grunbaum stepped forward to claim ownership of the piece. Grunbaum was arrested by the Nazis as he fled Vienna in 1938 and died at Dachau in 1941.

The two heirs, Czech citizen Milos Vavra and New York resident Leon Fischer, traded lawsuits with Bakalar in 2005, with both sides seeking to be declared the rightful owner.

In declaring Bakalar to be the owner, Judge Pauley applied Swiss law, under which Bakalar, as a good-faith buyer, would acquire title to the work after five years without a claim being asserted, even if the drawing had been stolen.

New York law on the issue is very different: under no circumstances can a thief pass good title and a person from whom property was stolen has a claim superior to a good faith purchaser.

Writing for the circuit, Judge Edward R. Korman, sitting by designation from the Eastern District of New York, concluded that Pauley had relied on the wrong test in choosing to apply Swiss law. The panel remanded the case to Pauley for further proceedings, and, “if necessary, a new trial.”

Korman also wrote a concurring opinion, questioning Pauley’s finding that the Grunbaum heirs failed to produce “any concrete evidence that the Nazis looted the drawing.”

Korman wrote that his reading of the record suggests to the contrary that Grunbaum was “divested of possession and title [of the drawing] against his will.”

Judges Jose A. Cabranes and Debra Ann Livingston joined in Judge Korman’s main ruling.

Provenance in Dispute

The question of whether the Schiele drawing was stolen by the Nazis is sharply disputed.

Bakalar contends Grunbaum’s sister-in-law sold the drawing along with 45 other Schiele works in 1956 to a Swiss art gallery, Galerie Gutekunst. That claim is backed up by documents in files maintained by the Swiss gallery, which show “beyond rational dispute” that the sister-in-law, Mathilde Lukacs, was the seller, said Bakalar’s lawyer, James A. Janowitz, of Pryor Cashman.

The lawyer for the heirs, Raymond Dowd of Dunnington, Barthlow & Miller, called Bakalar’s claims “a complete fabrication based upon forged documents.”

About four months after the Galerie Gutekunst acquired the drawing, it sold it to the Galerie St. Etienne in New York, which seven years later sold it to Mr. Bakalar.

Korman said Pauley should have considered which jurisdiction had the greatest interest in the case.

New York has a “compelling interest” preserving the integrity of its art market as its state Court of Appeals has stated on several occasions, Korman wrote. For instance, in Guggenheim Foundation v. Lubell, 77 N.Y.2d 311 (1991), former Chief Judge Sol Wachtler wrote for a unanimous Court, “New York enjoys a worldwide reputation as a preeminent cultural center. To place the burden of locating stolen artwork on the true owner…would, we believe, encourage illicit trafficking in stolen art.”

By comparison, Korman described the Swiss interest as being “tenuous.” Application of New York law might cause New Yorkers to take a closer look at the work’s provenance, and that in turn, he reasoned, “might adversely affect the extra-territorial sales of artwork by Swiss galleries.”

For choice of law purposes, that Swiss interest, he concluded, must give way to New York’s “significantly greater interest” in preventing the state “from becoming a marketplace for stolen goods.”

On the question of Bakalar’s ownership, Korman noted that the record indicated that Grunbaum was forced to execute a power of attorney giving his wife control of his artwork four months after he was arrested by the Nazis and imprisoned at Dachau.

Under Uniform Commercial Code §2-403(1), which has been adopted in New York, status as a good faith buyer only attaches if a transfer of property is “voluntary,” he wrote.

In Grunbaum’s case, the circumstances “strongly suggest he executed the power of attorney with a gun to his head,” Korman said. If that was so, he wrote, under New York law “any subsequent transfer was void.”

“[Mr.] Bakalar’s suggestion that the power of attorney constituted a voluntary entrustment to property to [Mr. Grunbaum’s] wife is a proposition that remains for him to prove.”

“Unless he does so,” Korman added, even if Grunbaum’s wife, Elizabeth, transferred ownership to her sister to prevent the work from falling into the hands of the Nazis “she could not convey valid title to the artwork.”

2010 09 02 Zweitinstanzliche Entscheidung bestätigt: Grünbaums Bilder sind Raubkunst

Zweitinstanzliche Entscheidung Bakalar vs. Vavra (deutsch)

Second Circuit decision Bakalar vs. Vavra (english)

Aus der Entscheidung:

Grünbaum wurde bei einem Fluchtversuch vor den Nazis verhaftet. Nach seiner Verhaftung war er
niemals wieder in physischem Besitz eines seiner Kunstwerke einschließlich der Zeichnung gelangt.
Mit der Vollmacht, die er während seines Aufenthalts im Konzentrationslager Dachau unterschreiben
musste, wurde ihm jede rechtliche Kontrolle über die Zeichnung entzogen. Dieser unfreiwillige
Entzug von Besitz und rechtlicher Kontrolle haben jede nachfolgende Übertragung nichtig gemacht.

Damit ist ein klares Urteil gefällt! Wir warten auf die längst überfällige Bestätigung des BMUKK und die Anweisung an Albertina und Leopoldmuseum, die Bilder aus der Sammlung Grünbaum zurückzugeben.

Informationen zu den zu restituierenden Bildern in Österreich finden Sie hier.

Letter from Ray Dowd to Austrian Federal Ministry for Education, Arts and Culture

This letter was send by laywer Raymond Dowd to the director of the Bureau of the Commission for Provenance Research, OR Dr. Christoph Bazil

For the cited quotes, please read Second Circuit decision Bakalar vs. Vavra (english)

From: Raymond Dowd
Sent: Sunday, September 05, 2010 12:53 PM
To: ‘Bazil Christoph’
Subject: Second Circuit Decision in Bakalar v Vavra (Estate of Fritz Grunbaum)

Dear Christoph:   I hope that all is well with you and that you enjoyed your summer.  I think you will be pleased to see that the Second Circuit Court of Appeals has agreed with the Grunbaum heirs in a decision issued on September 2, 2010.   Please note on page 21 of the opinion:

Grunbaum was arrested while attempting to flee from the Nazis.  After his arrest, he never again had physical possession of any of his artwork, including the Drawing.  The power of attorney, which he was forced to execute while in the Dachau concentration camp, divested him of his legal control over the Drawing.  Such an involuntary divestiture of possession and legal control rendered any subsequent transfer void.

The opinion notes that this is consistent with Austrian legal principles, including recent decisions of the Austrian Supreme Court.

We note that Article 26 of the Austrian State Treaty obligates Austria to return Fritz Grunbaum’s property to his heirs, as does Austrian inheritance law.  You have made me many promises that you and Minister Schmied were going to investigate this case and issue a report.  It has been 11 years of waiting.

We note that Eberhard Kornfeld invented a fairy story about Fritz Grunbaum’s sister in law in 1999 after Dead City was seized at MoMA.  Our handwriting experts debunked this story, which is based on clearly false and fraudulent documents.

But based on the new Second Circuit decision, it is clear that the whole story of Mathilde Lukacs is legally irrelevant.   Even if she did steal it and sell it in Switzerland, this has no effect on legal title of Fritz Grunbaum or his heirs.  Austrian law respects exactly this principle as well.

As a lawyer, you can now appreciate that Austria has no additional excuses for holding onto Fritz Grunbaum’s property. Now that this is all crystal clear, can you please have Austria return the stolen Schieles currently in the Leopold and Albertina Museums that the Grunbaum heirs have demanded?   There is no reason that the Austrian police can’t do this at your request.

You will see that the recent case decided August 12, 2010 of Cassirer v Kingdom of Spain has reaffirmed the right of US citizens to sue foreign governments in the United States for purchasing or displaying stolen artworks.  http://www.scribd.com/doc/35962710/Cassirer-vs-Kingdom-of-Spain-9th-Cir-August-12-2010.  This also applied where the government has created a Foundation (like a Stiftung) to hold the stolen objects.   Spain bought the tainted Thyssen-Bornemisza Collection and tried to pretend that it could not be sued because it was in a foundation.

So you see that U.S. courts have rejected what you believed when we last spoke would be a valid defense.  Putting stolen goods in the Leopold does not shield Austria from liability under these principles.

As you know, we have been very patient based on our respect for the IKG (Jewish Community in Vienna) and their view that Minister Schmied would act with fairness and diligence if permitted the opportunity.

If you need a limited amount of additional time to make a decision, please let me know how much time you need.  If the amount of time is reasonable, we will of course forbear action to permit you to act.

Respectfully yours,

Raymond J. Dowd

2010 09 02 Second Circuit Rules Drawing Case involving Fritz Grünbaum

The Second Circuit Court of Appeals ruled today in a case involving the Estate of Fritz Grunbaum.

Zweitinstanzliche Entscheidung Bakalar vs. Vavra (deutsch)

The Second Circuit concluded:

Grunbaum was arrested while attempting to flee from the Nazis. After his arrest, he never again had physical possession of any of his artwork, including the Drawing. The power of attorney, which he was forced to execute while in the Dachau concentration camp, divested him of his legal control over the Drawing. Such an involuntary divestiture of possession and legal control rendered any subsequent transfer void.

Fritz Grunbaum’s art collection made headlines when D.A. Robert Morgenthau seized Egon Schiele’s Dead City from the MoMA in New York City.   At the same time, Morgenthau seized Egon Schiele’s Portrait of Wally, which was also stolen.   Portrait of Wally was returned by Austria this summer.

The Grunbaum heirs are waiting on Austria to make a decision on whether or not to return Dead City and the other artworks stolen from Fritz Grunbaum that are now in the Albertina and Leopold Museums.   Austria has promised to issue a report soon, and then The Austrian Commission for Provenance Research is expected to rule.

On the Eve of Criminal Trial in U.S., Rudolph Leopold, Collector of Artworks Stolen from Jews, Dies in Vienna

Egon Schiele’s Dead City

Art collector Rudolph Leopold died today in Vienna, Austria.
In 1998, D.A. Robert Morgenthau seized two stolen artworks at the Museum of Modern Art that Leopold had loaned to the MoMA:  Egon Schiele’s Dead City and Schiele’s Portrait of Wally.
Leopold was scheduled to stand criminal trial this summer before the Hon. Loretta A. Preska in the U.S. District Court for the Southern District of New York after Judge Preska determined that Portrait of Wally was stolen.
But MoMA returned the stolen Dead City to the Leopold Museum in Austria.  The Austrian Provenance Commission’s head Dr. Christoph Bazil, has repeatedly promised to investigate Dead City‘s provenance and those of other Schiele’s stolen from Fritz Grunbaum that are in the Leopold and Albertina Museums in Vienna, but after 11 years, no report has issued.

Austria purchased Leopold’s collection and made Leopold director of the Leopold Museum for life.  It remains to be seen whether Austria will carry through on its promises to investigate and return the stolen works in Leopold’s collection.

Article 26 of the 1955 Austrian State Treaty requires Austria to return all property stolen from Nazi persecutees.  Yet Austria has not only failed to return the property, but repeatedly set up enabling legislation designed to frustrate claims and then let the legislation lapse.

Das Verfahren David Bakalar vs. Vavra und Fischer (GERMAN)

von Herbert Gruber

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Bakalar vs Fischer und Vavra (german only)

Die Provenienz des verfahrensrelevanten Kunstwerks wurde wie folgt dargelegt:

1.    Jane Kallir:  Catalogue Raisonné 1998

Nr. 1974

Seated Woman with Bent Left Leg (Torso), Sitzende mit angezogenem linken Bein (Torso) Gouache and black crayon. Signed and dated, lower center, (35.1 x 25.5 cm) [sight].

Provenienz:

Provenance: Gutekunst & Klipstein, Bern; Galerie St.Etienne, New York; Norman Granz; Galerie St. Etienne, New York; David Bakalar

Exhibitions:

Bern, 1956, no. 51. ill.; New York, 1957, no. 28, ill.; Boston, 1960, no. 63, ill.

Literature:

Kenyon Review, 1964, facing p. 616

2.    Gutekunst und Klipstein

Lager- und Ausstellungskatalog Nr. 57,

Ausstellung Egon Schiele

8. September bis 6. Oktober 1956

Nr. 51

Sitzende mit angezogenem linkem Bein. Schwarze Kreide u. Tempera. 35,1:25,2 cm. Sehr schöne farbige Zeichnung, Auf glattem Maschinenpapier. Voll signiert und « I917» datiert.

3.   Sotheby´s in London

Am 8.2.2005 wurde bei Sotheby´s in London das  Kunstwerk um GBP 400.000,00 versteigert. Die Provenienz wurde wie folgt dargelegt:

Fritz Grünbaum, Vienna (until 1941)

Elisabeth Grünbaum-Herzl, Vienna (widow of the above; until 1942; thence by descent)

Mathilde Lukcas – Herzl (sister of the above)

Gutekunst & Klipstein, Bern (on consignment from the above by 1956)

Galerie St. Etienne, New York

Norman Granz, New York[1]

Galerie St. Etienne, New York

Acquired from the above by the present owner

Am 10.2.2005 kontaktierte  der Anwalt der Erben nach Fritz Grünbaum, Dr. Gabriel Lansky Sotheby´s London und bezog sich auf eine Information der IKG Wien – Frau Erika Jakubovits – wonach das gegenständliche Werk der Sammlung von Fritz Grünbaum entstammt. Er forderte Sotheby´s auf das Kunstwerk einzufrieren bis zur Klärung der Eigentumsverhältnisse.

Der Käufer des Bildes wurde von Sotheby´s über diese Forderung informiert daraufhin trat er vom Kauf zurück.

Es gab Gespräche mit Repräsentanten von Sotheby´s und es waren weitere Termine vereinbart, als am  21.3.2005 der Besitzer des nunmehr nicht verkauften Bildes, Herr David Bakalar[2], Klage gegen die beiden Erben von Fritz Grünbaum am  United States District Court Southern District of New York zur Zahl 05 Civ. 3037 (WHP) einbrachte.

Die Klage lautete auf Feststellung seiner Eigentümerschaft und Schadenersatz in der Höhe von USD 650.000,–.

Da einer der Erben in New York wohnt, war die Klageerhebung in New York möglich.

Nachdem die Anwälte 7500 Dokumente ausgetauscht hatten, stellte das Gericht am 18.September 2008 die Eigentumsrechte von Herrn David Bakalar am gegenständlichen Bild fest.Die Klage auf Schadenersatz war von Bakalars Anwälten zurückgezogen worden.

Der Einzelrichter Hon. William H. Pauley III erachtete Schweizer Recht für seine Entscheidung maßgeblich, obwohldas Bild dem in Österreich lebenden und in Deutschland  ermordeten Fritz Grünbaum gehörte. Es war in Wien 1938 letztmalig nachweisbar, bevor es 1956 in der Schweiz an Otto Kallir veräußert wurde.

Der Einzelrichter Hon. William H. Pauley III erachtete Schweizer Recht für seine Entscheidung maßgeblich, obwohl

  1. das Bild dem in Österreich lebenden und in Deutschland  ermordeten Fritz Grünbaum gehörte. Es war in Wien 1938 letztmalig nachweisbar, bevor es 1956 in der Schweiz an Otto Kallir veräußert wurde.
  2. das Bild nach 1956 an in den USA durch Otto Kallir zweifach gehandelt und an Herrn David Bakalar verkauft wurde.
  3. Laut Aussage des Schweizer Galeristen Eberhard W. Kornfeld (Gutekunst & Klipstein) kauft er das Bild am 24.4.1956 von Mathilde Lukacs (damals Brüssel) und verkaufte es am 18. September 1956 an Otto Kallir.  Somit befand sich das Bild  knapp 5 Monate in der Schweiz.

Wesentlicher Grund zur Rüge der erstgerichtlichen Entscheidung war der Konflikt der Rechtssysteme von

  • Österreich
  • New York und der
  • Schweiz

sowie die Entscheidung des Gerichtes, ausschließlich Schweizer Recht zu Anwendung zu bringen.

Begründet wurde diese Entscheidung mit dem Umstand, dass der Verkauf des Bildes an den Otto Kallir in der Schweiz stattfand.

Korrekt wäre aber die Berücksichtigung

  • des Österreichischen Rechts für die erbrechtliche Situation nach Fritz Grünbaum
  • des Schweizer Rechts für den Ankauf des Bildes
  • des Rechts des Staates New York[3] für den Ankauf des Bildes durch Otto Kallir und dessen zweimalige Weiterveräußerung an Norman Granz und an David Bakalar.

Zum Stand des zweitinstanzlichen Verfahrens:

Stewart E. Eizenstat[4] und die IKG Wien traten dem zweitinstanzlichen Verfahren als Amicus Curiae[5] auf Seiten der Erben des Fritz Grünbaum bei.

Am 11.03.2009 korrigierte das Appelationsgericht eine Entscheidung der Erstinstanz, wonach eine Rechtsmeinung  der Wiener Anwältin der Grünbaum Erben, Dr. Kathrin Höfer, doch verfahrensrelevant zuzulassen ist.

Am 9.10.2009 fand eine mündliche Tagsatzung statt, in welcher vor allem der Konflikt der verschiedenen Gesetze und deren Konsequenzen diskutiert wurden. Stimmung und Inhalt  der Tagsatzung lassen sich aus nachfolgender Äußerung eines der drei Richter  ersehen:

JUSTICE KORMAN:

…….Perhaps that would be so if, in fact, there was a claim against a Swiss citizen. In other words, I’m not going to be prepared to quarrel if, if, if there was a claim against Kornfeld and  the action, you know, damages of replevin was brought against him, but  right now, no Swiss citizen, no Swiss business is at all implicated and what you have is, under my premise, stolen property being introduced into New York.


Aktuell kann keine Aussage darüber getroffen werden, wann  eine Entscheidung ergehen wird. Die zweite Instanz hat zur zeitlichen Abfolge ihrer Tätigkeit keinerlei Vorgaben.

Zusammenfassung:

Ein Verfahren wie dieses kann nur im Bundesstaat New York geführt werden, der  Verfahrensstand resultiert aus einer gescheiterten bzw. zurückgezogenen Klage auf Schadenersatz und der weiterhin aufrechten Gegenklagen der Erben, entsprechend dem Grundsatz in der US Verfahrensführung „Wer nicht klagt hat schon verloren“.

Das Appellationsgericht hat die Möglichkeit das Verfahren an die Erstinstanz zurück zu verweisen, dies meist mit verfahrensprägenden Verbesserungsaufträgen, oder es kann selbst eine Entscheidung fällen.


[1] Norman Granz (* 6. August 1918 in Los Angeles; † 22. November 2001 in Genf) war ein US-amerikanischer Jazz-Impresario und -produzent.

[2] David Bakalar,  Geboren 1931, Industrieller, Künstler und Kunstsammler, früherer Eigentümer der Firma Transition, der ehemaligen Nummer 2 am Weltmarkt der Transistorenhersteller, dies nach Texas Instruments, Transition hatte zur Hochblüte 10.000 Mitarbeiter. Im Jahre 1980 wurde Transition verkauft. Mit 62 startete David Bakalar eine Karriere als Bildhauer, mit 75 produzierte er seinen ersten Film.

[3] Das Recht des Staates New York kennt  eine Besonderheit,  nämlich dass ein Dieb in der Kette der Besitzer die Kette aller Besitzer bricht und ein gutgläubiger Erwerb nicht mehr erlangt werden kann.

Jedenfalls Mathilde Lukacs hat das Eigentum am Bild niemals rechtmäßig erworben.

[4] US Chefverhandler während der Administration Clinton  in Washington, welche als eines der Resultate das Allgemeine Entschädigungsfondsgesetz hatten

[5] Der Amicus ist v.a. jemand, der wesentliche fachliche Aspekte des Rechtsstreits und möglicher Entscheidungen hervorhebt. Er kann vertiefte Informationen und Sachkenntnis dem entscheidenden Gericht zur Verfügung stellen. Indes braucht er nicht völlig unabhängig zu sein, maßgeblich ist, nicht Partei zu sein. Amicus ist sogar häufig jemand, dessen Interessen indirekt durch den Rechtsstreit und die Entscheidung betroffen sein könnten. Es ist auch statthaft, eine Interessenseite oder einen Teilaspekt zuzuspitzen und pointiert vorzutragen. Gerade im Widerstreit und in der Gewichtung der Argumente erweist er dem Gericht einen „Freundschaftsdienst“. Im angelsächsischen Rechtssystem tritt der Amicus Curiae als eine Art parteiischer Sachverständiger auf, wie z. B. in den USA die Bürgerrechtsorganisation ACLU.

Watch the lecture by Raymond Dowd at Boston College Law School! Nazi Art Looting – Stolen Art in US Museums and How It Got There

Girl With Black Hair –  Stolen From Fritz Grunbaum, Now At Oberlin College

Here is a link to a lecture at the Boston College School of Law on April 22, 2010.  The URL is http://echo360.bc.edu:8080/ess/echo/presentation/20714145-29f6-4eb8-b72e-aadd6e794ad1.

Assoc. Dean Filippa Anzalone and her terrific Art Law students gave Raymond Dowd  a great welcome and asked lots of tough questions.  Dean Anzalone wrotea lovely letter and kindly gave permission to reprint:

Dear Ray:

Thank you again for your wonderful presentation for the Art Law Seminar on April 22nd. The students and other attendees were literally on the edge of their seats as they listened to your lawyerly and thorough discussion. Your excellent lecture, coupled with your slides made the presentation on Bakalar v. Vavra and Egon Schiele’s Dead City: Stolen art from Europe (1933-1945) in American museums and how it got there one of the most memorable classes of the semester. In fact, we discussed your presentation at the following week’s class and it was difficult to turn the discussion back to the topic scheduled for that week!

The thoroughness with which you presented the diabolically methodical process that the Third Reich used to despoil Jews of their property kept the class riveted during your lecture. The horror of the Nazi art looting came to life for the audience as you presented the evidentiary issues and the legal problems associated with restitution litigation for holocaust victims and families.

Since your presentation, many of the attendees have contacted me and commented on how astonished they were after your lecture. It is chilling to realize how methodical and relentless the Third Reich was in their pillaging operations. The cold, non-violent theft of Jewish property, including land, art and household objects, and even life insurance policies , by the Nazis is harrowing to say the least. Many of the attendees have told me that they appreciated understanding the issues of the Nazi thefts from your very carefully articulated legal perspective.

Your program was a real success; superseded only by your generosity of time and energy. We thank you for the printed copies of your slides, and your great kindness in talking with students and answering questions. We want you to know how very much your work was appreciated by me, my class, and the Boston College Law community. Thank you so much, Ray. May your good work continue and prosper.

Peace,

Filippa Marullo Anzalone
Professor of Law
Associate Dean for Library & Technology Services

Traffickers in Stolen Schieles: U.S. Museum Directors Warned Not To Act As Receivers of Stolen Goods

Egon Schiele Self-Portrait – Stolen from Fritz Grunbaum when he was deported to Dachau, now at the Morgan Library (Bequest of Fred Ebb)

The Morgan Library claims that the Berne gallery Gutekunst & Klipstein purchased this artwork directly from the estate of Egon Schiele.  Source: From Berlin to Broadway:  The Ebb Bequest of Modern German and Austrian Drawings (2007).

Gutekunst & Klipstein (now owned by Eberhard Kornfeld) claims that the work belonged to Fritz Grunbaum and that it bought the work in 1956 through Grunbaum’s sister in law.

Why would the Morgan Library tell a different story?

The late Francis Henry Taylor, former Director of the Metropolitan Museum of Art, warned U.S. museums not to act as receivers of stolen goods in 1943…

We know that the Nazis have carried off virtually all of the movable works of art in private possession.

***
The methods by which these properties are acquired have an ingenious quality of wickedness bordering on the naïve. The Nazis resort to the strictest legal fictions to justify their operations. …The laws regarding ownership of property by Jews have been invoked at every turn…. They were easy victims.

***

… their personal possessions — particularly works of art — were sold at public auction where German officials directly, or indirectly through local Quislings, bought in the objects with the worthless paper currency … . Then in turn the money realized by the original owner was taxed 100 percent and passed directly to the Nazi treasury.

***
Not since the time of Napoleon Bonaparte has there been the wholesale looting and destruction of art property that is going on today in the occupied countries. The Nazis have either confiscated or acquired by fictitious purchase the most important masterpieces of both public and private collections.

***

…after a fugitive existence [the artworks] will inevitably find their way to the free markets of neutral countries. In Buenos Aires and Madrid, in Stockholm, Berne and Lisbon, in Istanbul and Cairo we will see come out of hiding in the years immediately following the war objects of great intrinsic worth, held for the most part under fictitious names, and representing the real assets of the Nazi officials who are lucky enough to escape. These works will be offered primarily in the Western Hemisphere. How can we prevent this from happening and becoming ourselves party to the looting of Europe?

***

Private individuals might continue to operate in a “black market” of antiquities in which no questions would be asked, but public institutions disposing of trust funds could not very well connive in the liquidation of the artistic patrimony of Europe and act as public receivers of stolen goods.

Taylor, Francis Henry, Europe’s Looted Art: Can It Be Recovered? New York Times, September 19, 1943

Why is it that only today’s American museum directors seem to believe that Jews voluntarily sold artworks under the Nazi reign of terror?   And that they have a fiduciary duty to conceal stolen property?

Francis Henry Taylor knew that people in Berne would be selling artworks using fake names and he warned the art market.  In 1943.

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